Heinrich Heine
"Das Lied von der Loreley"
Heinrich Heines Gedicht "DIe Lore-Ley" stammt aus dem Jahr 1824. Der Komponist Friedrich Silcher hat es 1837 vertont und damit erheblich zur Verbreitung beigetragen. Selbst die Nazis wollten auf dieses Gedicht nicht verzichten, sie verleugneten jedoch den Autor und schrieben: "Dichter unbekannt".
Loreley
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß ich so traurig bin;
ein Märchen aus alten Zeiten,
das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
und ruhig fließt der Rhein;
der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar,
ihr goldnes Geschmeide blitzet
sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
und singt ein Lied dabei;
das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh,
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn;
und das hat mit ihrem Singen
die Lorelei getan.
Heinrich Heine, 1824